Beirat für nachhaltige Investments Andrea Sihn-Weber

Andrea Sihn-Weber

Mitglieder des Nachhaltigkeitsbeirats der Raiffeisen KAG

Im Wordrap diesmal:
Mag.a Andrea Sihn-Weber, CSE

Geprägt haben mich …

…einerseits die vielen Sommer in meiner Kindheit, die ich in unserem Garten im Burgenland verbringen konnte, wodurch ein enger Bezug zur Natur entstanden ist. Andererseits aber auch der saure Regen samt Waldsterben – eines der bedeutendsten Umweltthemen in Österreich in den 1980ern –, die Besetzung der Hainburger Au Ende 1984 und schließlich die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im April 1986.

 

Für Nachhaltigkeit engagiere ich mich seit …

…rund 15 Jahren. Damals habe ich im beruflichen Kontext begonnen, mich intensiv mit den verschiedenen Aspekten unternehmerischer Nachhaltigkeit – von Maßnahmen im Kerngeschäft bis zur Bekämpfung des Klimawandels – zu beschäftigen. Dazu kamen zahlreiche Projekte im Bereich der erneuerbaren Energie, Ressourceneffizienz sowie der Elektromobilität. In den letzten Jahren folgte mit dem Themenfeld des Diversitätsmanagements ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld.

 

Mein persönliches Projekt im Sinne von Nachhaltigkeit ist …

…es, ein Managementbuch zum Themenfeld CSR (Corporate Social Responsibility) & Klimawandel herauszugeben. Aufgrund der besorgniserregenden Entwicklungen im Zusammenhang mit der Erderwärmung war mir dieses Projekt – welches ich gemeinsam mit Dr. Franz Fischler, dem Präsidenten des Europäischen Forums Alpbach, verwirklicht habe – ein Herzensanliegen. Ziel dieses Ende 2019 erscheinenden Werkes ist es, einen Einblick zu geben, wie in der Wirtschaft dem Klimawandel entgegengewirkt und die daraus resultierenden Risiken bestmöglich gemanagt werden können. Von zahlreichen Autorinnen und Autoren wird herausgearbeitet, welche Unternehmenspotenziale und Chancen in unterschiedlichsten Branchen durch eine nachhaltige und klimaschonende Wirtschaftstransformation aufgrund neuer Geschäftsfelder, Produkte und Technologien entstehen können.

 

Die Finanzindustrie kann/könnte in puncto Nachhaltigkeit viel bewegen, weil …

…sie eine wichtige Schlüsselrolle bei der Erreichung der Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen einnimmt. Denn nach Einschätzung der Europäischen Kommission sind allein in der EU in der nächsten Dekade jährlich zwischen 175 und 290 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen in nachhaltige Anlagen dafür erforderlich. Daher wurde Anfang März 2018 von der Europäischen Kommission der Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums vorgestellt, der Investitionsströme gezielt in nachhaltige Produkte lenken soll.

 

Meine Aufgabe im Beirat sehe ich …

…vor allem darin, meine – in den letzten eineinhalb Jahrzehnten in allen Handlungsfeldern der Nachhaltigkeit – erworbene Expertise einzubringen, gemeinsam mit den anderen Mitgliedern Best Practice Sharing zu forcieren und durch bewusstes Hinterfragen die Weiterentwicklung relevanter Themen anzuregen.

 

Meine ganz persönliche Herausforderung in Sachen CO2-Footprint ist …

…es, noch mehr als in der Vergangenheit beim Einkauf auf regionale und vor allem saisonale Produkte zu achten und generell den Konsum zu reduzieren. Darüber hinaus ist mir die CO2-Kompensation von Flugreisen, die sich nicht vermeiden lassen, ein weiteres wichtiges Anliegen.

 

In zehn Jahren …

…wird sich zeigen, wie ernst die Sustainable Development Goals weltweit tatsächlich genommen wurden. Maßgeblich wird sein, ob von den relevanten politischen Akteuren die richtigen Weichen zur Zielerreichung gestellt wurden und der erforderliche Wandel in der Wirtschaft und Zivilgesellschaft erfolgt ist. Von großer Relevanz wird auch sein, ob bzw. wie die digitale Transformation zur Problembewältigung beigetragen hat. Und vor allem wird man sehen, ob – mit vereinten Kräften – alles unternommen wurde, um bis zur Mitte des Jahrhunderts eine Transformation in Richtung Klimaneutralität zu erzielen.

 

Ich glaube daran, dass …

…die Menschheit es schaffen kann, Gewohntes hinter sich zu lassen und ganz bewusst neue Wege zu gehen, um die existenziellen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern. Ich hoffe sehr, dass der vom Zukunftsinstitut in Frankfurt prognostizierte Megatrend „Neoökologie“ tatsächlich die Koordinaten des Wirtschaftssystems mittelfristig in Richtung einer neuen Business-Moral verschieben wird. Und sich dadurch die Märkte und das Konsumverhalten radikal verändern, damit ein gesellschaftlicher Veränderungsprozess hin zu einem ressourceneffizienten, nachhaltigen Wirtschaften einsetzt.

NACHHALTIGKEITSBEIRAT

Die Raiffeisen KAG hat einen Beirat für nachhaltiges Investment eingerichtet. Der Nachhaltigkeitsbeirat unterstützt die Entwicklung und Weiterentwicklung des Gesamtkonzepts im Bereich der nachhaltigen Investments. Seine Mitglieder sind unabhängige Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Kirche, Unternehmen und der Raiffeisen-Organisation. Insbesondere berät der Beirat bei der Entwicklung von Kriterien für die Nachhaltigkeitsbewertung von Investments. Dazu zählen auch auf Unternehmen und staatliche Emittenten bezogene Ausschlusskriterien. Darüber hinaus kann der Beirat auch Anregungen zu Unternehmensdialogen geben und nachhaltige Aspekte von Produkt- und Assetklassen diskutieren.