
Mitglieder des Nachhaltigkeitsbeirats der Raiffeisen KAG
Im Wordrap diesmal:
Superintendent Mag. Olivier Dantine, Evangelische Superintendentur Salzburg-Tirol
Geprägt haben mich …
…meine Kindheit in einem evangelischen Pfarrhaus in Wien. Mein Vater war Pfarrer, meine Mutter Religionslehrerin. Sie haben mir einen christlichen Glauben mitgegeben, der nicht in der innerlichen Frömmigkeit bleibt, sondern Mut macht, sich in der Gesellschaft zu engagieren für die christlichen Ideale Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Eine der ersten politischen Kampagnen, die ich mitbekommen habe, war die Anti-Apartheid-Bewegung in den 80er-Jahren, an der sich neben vielen anderen Christen auch meine Eltern beteiligt haben. Meine Pfarrgemeinde in Wien-Gumpendorf war auch früh im Sinne der Nachhaltigkeit engagiert. Bevor es entsprechende Sammelsysteme gab, stellte der Jugendclub, für den ich selbst noch zu jung war, in Eigeninitiative eine Sammelbox für Alu-Dosen auf. Einige Mitglieder des Jugendclubs waren unter den Hainburger Au-Besetzern. Auch ein Fair-Trade-Verkauf wurde recht früh institutionalisiert. Begleitet wurde dieses Engagement durch gesellschaftspolitische Themengottesdienste.
Für Nachhaltigkeit engagiere ich mich seit …
…ich ein Bewusstsein für politische Zusammenhänge habe. Hainburg kann ich als mein politisches Schlüsselerlebnis bezeichnen, haben wir doch als ganz junge Gymnasiasten in der Klasse intensiv über die Ereignisse in der Hainburger Au diskutiert. Da ich einige der Besetzer persönlich kannte, haben mich diese Ereignisse sehr bewegt. In die Phase meines „politischen Erwachens“ fiel auch die Tschernobyl-Katastrophe und damit die Einsicht, welche globalen Folgen unverantwortliches Handeln hat. Gesellschaftspolitisches Engagement, das Argumentieren im Freundeskreis sowie das Bewusstsein für die Auswirkungen des eigenen Konsumverhaltens gehörten also seit meiner Jugendzeit fast zum „täglichen Geschäft“.
Mein persönliches Projekt im Sinne von Nachhaltigkeit ist …
…Mobilität. Ich achte selbst auf möglichst klimaschonende Fortbewegung, meine vielen Dienstreisen bewältige ich fast ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, innerstädtisch sind das Fahrrad und „Schusters Rappen“ meine bevorzugten Verkehrsmittel. Gerade hier zeigt sich, dass eigenes nachhaltiges Verhalten auch mit besserer Gesundheit belohnt wird. Ich versuche in diesem Bereich auch Anreize für andere zu schaffen: Wenn ich Einfluss auf Tagungsorte und -zeiten habe, versuche ich darauf zu achten, dass möglichst viele Teilnehmende öffentlich an- und wieder abreisen können. Ganz verzichte ich nicht auf den eigenen PKW, beim Autokauf ist aber der möglichst geringe schädliche Umwelteinfluss eines der wichtigsten Kriterien.
Die Finanzindustrie kann/könnte in puncto Nachhaltigkeit viel bewegen, weil …
…sie einer von vielen gesellschaftlichen Playern ist, sitzt sie doch an wichtigen Hebeln. Wenn die Erkenntnis, dass nachhaltiges Investment und finanzieller Erfolg kein Widerspruch sind, sich durchsetzt, kann auch gesellschaftspolitisch viel bewegt werden.
Meine Aufgabe im Beirat sehe ich …
…als ein Bindeglied zwischen einander noch recht fremden Welten. Als Theologe kann ich ein Weltbild einbringen, das von der besonderen Würde jedes einzelnen Menschen, wir sagen dazu „Gottebenbildlichkeit“, ausgeht und versucht, von daher die Welt zu einem für alle Menschen lebenswerteren Raum zu machen. Umgekehrt ist es mir wichtig, die Sichtweise aus ganz anderen gesellschaftlichen Bereichen, die im Beirat vertreten sind, für mein kirchliches Handeln fruchtbar zu machen.
Meine ganz persönliche Herausforderung in Sachen CO2-Footprint ist …
…auch in meinem Ernährungsverhalten auf die Klimafolgen zu achten, ohne dass der kulinarische Genuss zu kurz kommt.
In zehn Jahren …
…werden wir mit Kopfschütteln daran zurückdenken, wie lange es gebraucht hat zu erkennen, dass nachhaltiges Leben und Wirtschaften der Menschheit mehr bringt, als es kostet.
Ich glaube daran, dass …
…Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In den Worten von Dietrich Bonhoeffer, evangelischer Theologe und Widerstandkämpfer, 1943.
NACHHALTIGKEITSBEIRAT
Die Raiffeisen KAG hat einen Beirat für nachhaltiges Investment eingerichtet. Der Nachhaltigkeitsbeirat unterstützt die Entwicklung und Weiterentwicklung des Gesamtkonzepts im Bereich der nachhaltigen Investments. Seine Mitglieder sind unabhängige Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Kirche, Unternehmen und der Raiffeisen-Organisation. Insbesondere berät der Beirat bei der Entwicklung von Kriterien für die Nachhaltigkeitsbewertung von Investments. Dazu zählen auch auf Unternehmen und staatliche Emittenten bezogene Ausschlusskriterien. Darüber hinaus kann der Beirat auch Anregungen zu Unternehmensdialogen geben und nachhaltige Aspekte von Produkt- und Assetklassen diskutieren.
Erfahren Sie mehr in unserem Nachhaltigkeitsmagazin NACHHALTIG INVESTIEREN – Ausgabe 26 zum Thema Green Bonds.