
An dieser Stelle holen wir im Wordrap die Mitglieder des Nachhaltigkeitsbeirats der Raiffeisen KAG vor den Vorhang.
Den Auftakt macht Susanne Hasenhüttl, Expertin für nachhaltige Investments bei der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT), Mitglied der Jurys des Austrian Sustainability Reporting Awards (ASRA) und des Green Brands Austria Awards und Komiteemitglied des FNG-Siegels für nachhaltige Publikumsfonds.
Geprägt haben mich…
in Sachen Umwelt sicherlich meine Kindheit in den 1980er Jahren: der saure Regen und damit verbunden das Waldsterben, die ungeklärten Abwässer in den Bächen, dann die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl. Alles Entwicklungen und Ereignisse, die mich schon als Kind sehr nachdenklich gemacht und mich bedrückt haben. Ich habe nicht verstanden, dass es den meisten Erwachsenen scheinbar egal war, wie es der Umwelt geht.
Für Nachhaltigkeit engagiere ich mich seit…
meiner Schulzeit. Zu dieser Zeit natürlich im privaten Bereich. Klimaveränderung und Klimaschutz waren noch kein Thema, dafür die Mülltrennung – die war mir damals sehr wichtig. Ich denke, ich habe damit wohl meine ganze Familie etwas genervt. Kinder und Jugendliche sind ja meist viel kompromissloser als Erwachsene. Nicht überraschend habe ich dann nach der Matura das Studium der Umweltsystemwissenschaften begonnen. Dieses Studium war damals ganz neu, interdisziplinär aufgebaut und für mich sehr zukunftsweisend und genau das richtige. Interessanterweise habe ich mich immer mit Dingen beschäftigt, die irgendwie erklärungsbedürftig waren: „Was studierst du? Umwelt…?“ Auch im Berufsleben ging es mir nicht viel anders: „Was arbeitest du? Nachhaltige Geldanlagen…?“
Wichtig ist mir…
im Zusammenhang mit der Klimaschutzdebatte auch die sozialen Belange nicht zu vergessen. Das Spektrum der sozialen Fragen ist breit. Aber allein wenn es das Ziel ist, möglichst viel an materiellen Dingen für alle zu haben, stoßen wir unweigerlich an ökologische Grenzen. Wir stehen daher vor der großen Herausforderung, ein gutes Leben für alle, und das in Wahrheit global gesehen, innerhalb der ökologischen Grenzen zu führen. Das ist zweifelsfrei eine besondere Herausforderung, der wir uns aber stellen müssen.
Kapitalanlagen und Nachhaltigkeit passen zusammen, weil…
der Kapitalmarkt zentral für eine nachhaltige Entwicklung ist. Es geht darum, das Geld in die richtige Richtung zu lenken, also eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu finanzieren. Es freut mich sehr, dass das mittlerweile auch die Politik erkannt und Sustainable Finance auf ihre Agenda gesetzt hat. Was die Kapitalveranlagung betrifft, so müssen diejenigen Unternehmen belohnt werden, die sich bereits für Nachhaltigkeit einsetzen. Dass dies auch ökonomisch Sinn macht, zeigen die vielen Nachhaltigkeitsfonds, die auch eine gute ökonomische Performance aufweisen.
Die Aufgabe eines Beirats ist,…
kritische Fragen zu stellen und eine Außensicht einzubringen. Es ist ja oft so, dass sich die Sicht auf ein Unternehmen unterscheidet, je nachdem, ob man im Unternehmen ist oder außen steht. Die Sicht von außen, der externe Blick, tut meist gut und hilft, manche blinde Flecken zu erkennen. Zudem sehe ich es im Beirat als meine Aufgabe an, Expertise aus meinem Themenfeld einzubringen und damit das Unternehmen in seiner nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen.
Meine ganz persönliche Herausforderung in Sachen CO2-Footprint ist…
eigentlich wie bei allen Menschen, die das persönliche Glück haben, an der Wohlstandsgesellschaft teilhaben zu können, dass die meisten von uns viel zu viele Dinge besitzen, die im Grunde nicht benötigt werden. Gerade mit Kindern wird es meist noch schlimmer. Da auch nein zu sagen, ist im Alltag eine große Herausforderung. Was meine persönliche Mobilität betrifft, sind wir in der Familie schon ganz gut aufgestellt, da wir selten fliegen und kein Auto besitzen. Fleisch habe ich schon immer wenig gegessen. Eine Herausforderung sind sicherlich die Textilien: leider ist bei Bekleidung und Schuhen das nachhaltige Angebot noch sehr überschaubar.
Die Welt ist 2030…
hoffentlich eine bessere und grünere als heute. Wie lebenswert die Welt morgen sein wird, hängt auch davon ab, wie schnell und ambitioniert wir Klimaschutzmaßnahmen umsetzen. Es liegt an uns allen. Ich glaube schon, dass wir alle wissen, was wir im Sinne des Klimaschutzes tun und was wir besser nicht tun sollten. Meist liegt es an eingespielten und liebgewonnenen Gewohnheiten, eine unnachhaltige Lebensweise nicht ändern zu wollen. Im Grunde igeln wir uns alle gerne ein und sind der Ansicht, dass der Einzelne „eh nichts ausrichten kann…“.
Ich glaube daran, dass…
wir die Welt, so wie wir sie kennen, weiter zum Positiven verändern können. Der Klimawandel passiert und es liegt an jedem Einzelnen, wie sich die Welt in der Zukunft darstellen wird. Von daher finde ich es ganz toll, wenn jetzt Schülerinnen und Schüler auf die Straße gehen und sich für eine – für ihre – lebenswerte Zukunft einsetzen. Aber es ist höchste Zeit, aufzuwachen und wirklich ambitionierte Schritte zu setzen, um die Klimaerwärmung zu reduzieren.
NACHHALTIGKEITSBEIRAT
Da sich das Verständnis von Nachhaltigkeit dynamisch verändert, ist uns der laufende Dialog mit Stakeholdern besonders wichtig. Die Raiffeisen KAG hat daher einen Beirat für nachhaltiges Investment eingerichtet.
Der Nachhaltigkeitsbeirat unterstützt die Entwicklung und Weiterentwicklung des Gesamtkonzepts im Bereich der nachhaltigen Investments. Seine Mitglieder sind unabhängige Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Kirche, Unternehmen und der Raiffeisen-Organisation. Insbesondere berät der Beirat bei der Entwicklung von Kriterien für die Nachhaltigkeitsbewertung von Investments. Dazu zählen auch auf Unternehmen und staatliche Emittenten bezogene Ausschlusskriterien. Darüber hinaus kann der Beirat auch Anregungen zu Unternehmensdialogen geben und nachhaltige Aspekte von Produkt- und Assetklassen diskutieren.