Bildung ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben und zur Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen. Damit ist sie auch Voraussetzung für die tatsächliche Gleichstellung von Frauen im Berufsleben. Auf den ersten Blick scheint dieses Thema abgehakt. Frauen liegen beim Studentenanteil im Tertiärbereich (Bachelor, Master, Promotion) in den Ländern der Europäischen Union (EU) bereits vorne.1
Der Abschluss einer guten Ausbildung bedeutet aber noch nicht, dass entsprechende Karrierepfade folgen. Am symbolträchtigsten lässt sich dies am Anteil von Vorständinnen in DAX-Unternehmen sichtbar machen. Er liegt zum Halbjahr 2018 bei nur 14 %. Im ATX wird diese Marke sogar noch unterschritten. Von 135 Vorstandspositionen werden nicht einmal zehn von Frauen bekleidet.
Mag. Sabine Macha
Leiterin Produktmanagement bei der Raiffeisen KAG und „Fondsfrau“

Ein besonders männlich dominierter Bereich der Finanzindustrie ist traditionell das Asset-Management. Mit den „Fondsfrauen“ hat sich in Deutschland ein erfolgreiches Karrierenetzwerk etabliert, das nunmehr die Fühler auch nach Österreich ausstreckt. Im Zentrum steht die Förderung der Gleichstellung von Frauen in der deutschsprachigen Investmentfondsindustrie. Frauen sollen motiviert werden, anspruchsvolle und interessante Positionen in dieser Branche anzustreben.
Im Auftrag der „Fondsfrauen“ befragte die Universität Mannheim 2017 mehr als 1.100 Studierende (beiderlei Geschlechts) aus wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen.2 Ein Kernergebnis war, dass weibliche Studierende die Finanzindustrie und Vermögensverwaltung als zu männerdominiert und wenig familienfreundlich wahrnehmen. Die Branche wurde allgemein als sehr wettbewerbsintensiv und mathematisch geprägt angesehen, was auf Studentinnen eher abschreckend wirkt. Zu denken geben sollte auch, dass die Studierenden die Finanzindustrie am zweitletzten Platz hinsichtlich der Einschätzung des öffentlichen Ansehens reihten.
Die Fondsbranche wird es sich auf Dauer nicht leisten können, beim Wettbewerb um die besten Talente, auf die Frauen zu verzichten. Eine aktuelle „Morningstar“-Studie3 macht deutlich, dass kein signifikanter geschlechterspezifischer Unterschied in der Performance von Fonds auszumachen ist. Trotzdem sind Frauen nach wie vor primär in den sogenannten „Pink Ghettos“ Personal, Marketing und Buchhaltung zu finden. Laut einer aktuellen Umfrage der KPMG4 liegt bei den großen deutschen Häusern der Anteil von Frauen im Portfoliomanagement bei 24 %, im Vertrieb und Außendienst bei 23 %, im Personalmanagement, im Marketing und in der Fondsbuchhaltung aber deutlich über 50 %.
Ein wichtiger Beitrag, um diese Zahlen zu verbessern, muss von den in der Investmentindustrie tätigen Frauen selbst kommen. Nach dem Motto „seeing is believing“ ist es an uns Branchenerfahrenen, den jungen Frauen am eigenen Beispiel zu zeigen, dass erfolgreiche weibliche Berufslaufbahnen in der Finanzindustrie möglich sind. So können wir das männerdominierte „Wall-Street-Bild“ zurechtrücken. Auch die „Fondsfrauen“ wollen Berufsanfängerinnen mit Mentoring und Veranstaltungen dazu ermutigen, ihre Karrierewege in der Finanzbranche zu gehen. Bei Raiffeisen Capital Management ist die Geschlechterparität im Bereich Fondsmanagement unter den Abteilungsleitern bei Einbezug von CIO Ingrid Szeiler bereits erreicht. Der Anteil der Portfoliomanagerinnen liegt bei etwas über 20 %.
Raiffeisen Capital Management (Raiffeisen KAG), Raiffeisen Bank International AG und Valida sind Hauptsponsor der „Fondsfrauen“ in Österreich.
1 Eurostat, 2015
2 Eine Zusammenfassung der Studie der Universität Mannheim: „Fearless Girls? Gründe für den geringen Anteil von Frauen in der Finanzindustrie“, 2018, findet sich unter: https://fondsfrauen.de/wp-content/uploads/2018/01/ff_fearlesss-girls_2018-PublicVersion.pdf
3 Zum Download unter www.morningstar.com/blog/2018/03/08/female-fund-managers.html
4 KPMG in Zusammenarbeit mit den Fondsfrauen, „Gender Diversity in der deutschen Asset Management Industrie“, 2018