Unsere neue Arbeitswelt

Es ist jetzt doch schon einige Monate her, dass das Coronavirus Einzug in unser Leben gehalten und damit unseren Alltag stark und nachhaltig verändert hat. Vor allem die Arbeitswelt ist davon betroffen, immer noch sind viele Beschäftigte im Home-Office, und manche glauben, dass es nie mehr eine vollständige Rückkehr ins Büro geben wird. Das ändert unser aller Leben, es ändert aber auch die Geschäftswelt. Büroflächen werden weniger wichtig werden, gleichzeitig wird die IT-Infrastruktur, um von zuhause aus zu arbeiten, an Bedeutung gewinnen. Ein Zuhause-Bleiben ändert auch unser Mobilitätsverhalten: Wir fahren weniger mit dem Auto und auch weniger mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und Flugreisen sind momentan ohnehin für die meisten nicht sehr attraktiv. Wie bei allen Krisen gibt es also auch in der Corona-Krise Gewinner und Verlierer. Wir wollen uns hier mehr den Gewinnern widmen, also den Kommunikations- und den Technologieunternehmen, den Online-Händlern, den Essenszustellern und den Unternehmen, die unsere Freizeit neu gestalten.

Günther Schmitt

Mag. Günther Schmitt
Fondsmanager

Home-Office und Videokonferenzen

Der naheliegendste Bereich für diejenigen von uns, die eigentlich ihre Arbeit vom Büro aus verrichten, ist es, sich Unternehmen anzusehen, die Infrastruktur für das Home-Office zur Verfügung stellen. Viele von uns haben Microsoft Teams, Zoom oder Teamviewer kennengelernt, mit deren Hilfe wir unsere Besprechungen online durchführen und Videokonferenzen abhalten. Auch die Aktien dieser Unternehmen sind gut gelaufen, haben diese Firmen doch ihren Umsatz aufgrund von Corona oft vervielfachen können. Es lohnt sich aber auch, die zweite Reihe anzusehen, also Unternehmen, die die Technologie im Hintergrund anbieten, also zum Beispiel das Verschlüsseln von Passwörtern, Einstiegsdaten etc. Für Remote Working und Videokonferenzen sind das Unternehmen wie Citrix, und auch hier war die Kursentwicklung der Aktien meist sehr zufriedenstellend, weil die User und damit auch die Umsätze und Gewinne in den letzten Wochen stark angestiegen sind.

 

E-Commerce

Auch unser Einkaufsverhalten hat sich während des Lockdowns grundlegend verändert. Shopping-Center sind „out“, Onlineshopping ist „in“. Vielerorts notgedrungen, weil den meisten von uns nichts anderes übrig blieb. Aber viele sind mit dieser Art des Einkaufens mittlerweile sehr vertraut und auch sehr zufrieden, die Lieferung erfolgt prompt und auch Rücksenden und Umtauschen funktionieren normalerweise problemlos. Zwar bieten mittlerweile auch viele kleinere Geschäfte an, bei ihnen online einzukaufen, die meisten wickeln es aber über eine große Plattform wie Amazon ab. Nicht umsonst sind die Aktienkurse von Amazon oder Alibaba, dem chinesischen Pendant von Amazon, in den letzten drei Monaten rasant nach oben geklettert.

 

Essenszustellung

Ähnlich wie beim Onlineshopping verhält es sich auch beim Essen. Viele waren vor Corona skeptisch, das Essen online über eine App zu bestellen und sich liefern zu lassen, vielen hat es aber gut geschmeckt und sie waren auch mit dem Gesamterlebnis zufrieden. Deshalb wird wohl auch ein gewisser Prozentsatz der neugewonnenen Kunden dem „Food Delivery“-Service treu bleiben, zwar nicht jeden Tag, aber ein paar Tage pro Monat reichen schon, um den Umsatz von Unternehmen aus diesem Bereich signifikant ansteigen zu lassen. Zudem gibt es in der Branche eine starke Konsolidierungstendenz, was bedeutet, dass sich einige dieser Essenszusteller zusammenschließen und auch hier nur noch einige Große übrig bleiben werden, wie Just Eat, Delivery Hero oder Uber Eats. Diese können den Kuchen dann unter sich aufteilen und ihre Margen ausweiten, was wiederum gut für den Aktienkurs ist.

 

Freizeit

Viele von uns haben auch beim Thema Freizeitgestaltung in den letzten Monaten ihr Verhalten grundlegend geändert. Was Sport betrifft, sind früher viele Menschen ins Fitnesscenter gegangen, während man jetzt eher Sport im Freien macht. Fahrräder, insbesondere E-Bikes sind in Österreich nahezu ausverkauft, und Firmen wie Giant, der weltgrößte Fahrradproduzent aus Taiwan, können gar nicht so viel produzieren, wie geordert wird. Eine Entwicklung, die es schon länger gibt, die sich aber seit Corona nochmals verstärkt hat, ist das Thema Streaming und Gaming. Nachdem Kinobesuche nicht mehr möglich waren, haben sich viele einen Streamingdienst wie beispielsweise Netflix zugelegt, Kinder und Jugendliche haben noch mehr Zeit ihren Videospielen gewidmet, die mittlerweile ebenfalls stark mittels Streaming genutzt werden. Hier profitieren vor allem Spieleproduzenten wie Electronic Arts oder Activision Blizzard.

 

Man sieht also, Corona hat unser aller Leben stark verändert, aber es gibt trotz aller Nachteile, die dieses Virus für uns alle gebracht hat, auch Krisengewinner.