Wenn man über Wasser spricht, dann sind die Assoziationen zumeist durchaus positiv. Man denke etwa an „Wasser als Quelle des Lebens“ oder auch „Wasser als Sinnbild der Reinheit“. De facto ist Wasser das bei weitem wichtigste Lebensmittel für den Menschen, welches auch durch nichts ersetzt werden kann. Hochwertiges Wasser wird nicht nur als Trinkwasser verwendet, sondern auch zur Zubereitung von Speisen und Getränken, in der Körperpflege oder zur Reinigung von sensiblen Gegenständen.
Der Verbrauch von Trinkwasser liegt in Österreich pro Person bei 135 Litern täglich, weist aber global gesehen große Unterschiede auf. Wärmere Klimaregionen erfassen regelmäßig höhere Verbrauchsziffern. Auf unserem Planeten, dessen Oberfläche zu rund zwei Dritteln von Wasser bedeckt ist, liegen die Süßwasserreserven bei lediglich 2,5 % allen verfügbaren Wassers, der Anteil des Trinkwassers liegt mit 0,3 % noch einmal deutlich niedriger. Wasser – oder genauer gesagt der Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu sanitärer Grundversorgung – wurde 2010 als Menschenrecht deklariert. Normen für die Reinheit von Trinkwasser existieren auf regionaler, europäischer und globaler Ebene.
Die Bedeutung des Wassers endet aber nicht beim Menschen selbst. Wasser ist die Basis jeder Art von Landwirtschaft und außerdem ein wichtiger Werkstoff in Gewerbe und Industrie. Die Behandlung des Abwassers zählt zu einem der wesentlichsten Aspekte des Umweltschutzes.
Das Nachhaltigkeitsteam von Raiffeisen Capital Management hat sich Unternehmen in den Branchen rund um das Thema Wasser genauer angesehen und Fragen zu Wasseranalyse und -aufbereitung sowie Wasserversorgung gestellt.
Wasser wird immer mehr zum knappen Gut. Das hängt mit dem sprunghaften Anstieg des Wasserverbrauches zusammen. In den letzten einhundert Jahren stand einer Vervierfachung der Erdbevölkerung eine Verzehnfachung des Wasserverbrauches gegenüber. Gemäß Daten der FAO (Food and Agriculture Organization), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, sind vom geschätzten 2,5 % Süßwasseranteil an den weltweiten Wasservorkommen knapp 70 % in Gletschern und Eis gebunden. Der Süßwasservorrat der Erde bleibt insgesamt bestenfalls auf stabilem Niveau, was bereits in jüngster Vergangenheit zu steigendem Wassermangel und einer immer ungleicheren Verteilung des sauberen Trinkwassers auf der Erde geführt hat.
Mag. Wolfgang Pinner
Leiter Sustainable and Responsible Investment bei Raiffeisen Capital Management

Die wesentlichen Gründe des sich immer mehr verschärfenden Wassermangels beruhen nach Einschätzungen der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization), der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, erstens auf dem Klimawandel, zweitens auf der Übernutzung der Wasserressourcen, drittens auf dem Bevölkerungswachstum und schließlich auf der zunehmenden Wasserverschmutzung.
Der Klimawandel führt zu veränderten und extremeren Niederschlagsmustern mit einer Zunahme an Starkregen, Überschwemmungen, Hochwasser und Hitzeperioden. Wenn Regenzeiten ungewöhnlich stark ausfallen und die Trockenzeiten in vielen Regionen länger werden, dann verschärft dies den Trend der ungleichen Verteilung von Wasser und Trinkwasser weltweit. Wasserkatastrophen können sich schnell zu Hungerkatastrophen entwickeln, da Land- und Viehwirtschaft direkt vom Wasser abhängig sind.
Die starke Steigerung der Nutzung der Wasserressourcen ist unter anderem auch ein Wohlstandsphänomen. Man denke dabei an die große Menge an Wasser, die benötigt wird um Swimmingpools zu füllen oder an die Bewässerungsanlagen auf Golfplätzen. Die steigenden Bewässerungsanstrengungen von immer trockeneren Gebieten zur landwirtschaftlichen Nutzung ist ein weiterer Aspekt. In Summe wird der Natur jedes Jahr mehr Wasser entnommen, als wieder bereitgestellt werden kann. Das natürliche Recycling-System gerät an die Grenze seiner Funktionsfähigkeit.
Wasserkatastrophen können sich schnell zu Hungerkatastrophen entwickeln, da Land- und Viehwirtschaft direkt vom Wasser abhängig sind.
Das Bevölkerungswachstum treibt den Wasserverbrauch einerseits über den Pro-Kopf-Verbrauch in die Höhe. Andererseits ist aber auch ein qualitatives Wachstum zu beobachten. Ein höherer Lebensstandard ist unweigerlich mit einem höheren Wasserverbrauch verknüpft.
Es werden also nicht einfach mehr Nahrungsmittel konsumiert, sondern beispielsweise mehr Fleischprodukte, deren Produktion etwa im Falle von Rindfleisch mit mehr als 15.000 Litern Wasser pro Kilo als extrem wasserintensiv gilt.
Die Abnahme der Trinkwasservorräte hängt auch direkt mit der Abwasserproblematik zusammen. Die Verschmutzung von Wasser in Folge von Verstädterung, industriellen Abwässern und Abfällen nimmt zu – mit der Folge von zum Teil irreversiblen Umweltschäden.
Grafik: Süßwasserverbrauch in verschiedenen Regionen

Auf Basis der genannten Gründe nehmen die zur Verfügung stehenden Süßwasserressourcen ab. Je nach Umfang der Abnahme spricht man von Wasserknappheit, Wassermangel, Wassernotstand oder Wasserkrise. Die Trinkwasserressourcen pro Kopf sind gemäß Daten der Vereinten Nationen ungleich verteilt. Grönland weist als führende Nation 10.522.275 m3 je Einwohner auf, Island 538.878 m3, Brasilien mit seinen mächtigen Fluss-Systemen 43.891 m3 und Norwegen 80.564 m3. In Österreich liegt der Vergleichswert bei 10.075 m3, in Deutschland bei 2.285 m3 und in der Schweiz betragen die Trinkwasserressourcen pro Kopf 7.096 m3. Extrem niedrig ist die Wasserverfügbarkeit in Kuwait mit 7 m3, in Saudi-Arabien mit 95 m3 und in Bahrain, das mit –12 m3 sogar einen negativen Wert aufweist.
Der Begriff „Peak Water“ beschreibt angelehnt an „Peak Oil“ das Szenario eines bereits in der Vergangenheit liegenden oder demnächst zu erwartenden Maximums in den weltweit entnommenen Wasserreserven. Die zunehmend beschränkten globalen Trinkwasserbestände werden auch durch die hohen Wasserentnahmen vor allem von Ländern im arabischen Raum belastet. Dabei werden in großen Tiefen liegende Wasserspeicher genutzt, die nur sehr langsam wieder aufgefüllt werden können.
Während 1990 noch 43 % der Weltbevölkerung von 5,3 Milliarden in Städten lebten, waren es 2015 schon 54 % von 7,3 Milliarden Menschen. Die Urbanisierung und das Bevölkerungswachstum machen einen sparsamen Umgang mit Wasser unumgänglich. Einfache Möglichkeiten um Wasser zu sparen sind Spartasten am Spülkasten der Toiletten, die Nutzung von Brauchwasser, Duschen anstatt von Vollbädern sowie die Benutzung von modernen Geschirrspül- und Waschmaschinen.
Gemäß Untersuchungen der Universität für Bodenkultur in Wien lag der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf in Österreich im Jahr 2012 bei 135 Liter. Davon entfielen 36 Liter pro Tag auf Wasserhähne in Bad/ WC/ Küche, 34 Liter auf WC-Spülungen, 25 Liter auf Duschen, 14 Liter auf Waschmaschinen und 12 Liter auf Pflanzen im Außenbereich. Badewannen zeichneten für 4 Liter verantwortlich, Geschirrspüler für 3 Liter.
Landwirtschaft und Industrie haben mittlerweile eine Reihe von wassersparenden Prozessen entwickelt. In der Landwirtschaft gewinnt die Tröpfchenbewässerung als sparsamstes aller Bewässerungsverfahren an Bedeutung. Bei dieser allerdings aufwendigen Technologie wird das Wasser mit Schlauch- bzw. Rohrleitungen direkt dem Wurzelbereich der Pflanze zugeführt. Industrieunternehmen setzen immer mehr auf in sich geschlossene Wasserkreisläufe.
Im deutschsprachigen Raum ist Trinkwasser das am intensivsten kontrollierte Lebensmittel. Es bestehen höhere Qualitätsanforderungen als für industriell abgepacktes Mineralwasser oder Tafelwasser. Der Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu sicherem Trinkwasser liegt in den Industriestaaten bei 100 %. Gemäß WHO und UNICEF nutzten 2015 noch immer 663 Millionen Menschen schlechtes Trinkwasser, 159 Millionen verwendeten vielfach verschmutztes Oberflächenwasser.
Wasser ist auch ein wesentlicher Faktor in der Energieerzeugung, einerseits für hydraulische Kraftwerke, andererseits als Kühlmittel bei Atom- und Wärmekraftwerken. Da Kernkraftwerke enorm viel Wasser benötigen, liegen viele von ihnen an der Küste, was sie gegenüber Naturkatastrophen wie Stürmen anfällig macht. Alle Arten von Stromgeneratoren, auch jene in Kohle- und Gaskraftwerken, benötigen viel Wasser. Leichtwasserreaktoren in Atomkraftwerken setzen Wasser sogar als primäres Kühlmittel ein. Die benötigten lokalen Wasservorräte werden während des Kühlvorgangs erhitzt und dann zurück in Flüsse, Seen oder ins Meer gepumpt. Inlandsreaktoren beanspruchen die örtlichen Trinkwasservorkommen besonders stark.
Grafik: Landwirtschaftlicher Wasserverbrauch als Anteil des gesamten Wasserverbrauchs

Wasser im Kontext der drei Nachhaltigkeitsdimensionen des Environment Social Governance (ESG):
ESG ist die englische Abkürzung für „Environment Social Governance“, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Der Begriff ist international sowohl in Unternehmen als auch in der Finanzwelt etabliert. Er drückt aus, ob und wie bei Unternehmensentscheidungen, in der unternehmerischen Praxis und bei Firmenanalysen von Finanzdienstleistern ökologische und sozial-gesellschaftliche Aspekte betrachtet und bewertet werden.

E (Environment):
Wasser ist eine unverzichtbare Lebensgrundlage für jegliche Art von Leben. Eine Übernutzung und Verschmutzung der Wasserreserven ist in vielerlei Hinsicht problematisch. Die weltweit verfügbaren Trinkwasservorräte sinken durch zunehmende Wasserverschmutzung in Folge von Urbanisierung, Industrialisierung und steigenden Abfallmengen. Der natürliche Wasserkreislauf über Niederschläge, Versickerung und wieder gereinigtem Quellwasser reicht nicht mehr aus, um die stetig steigende Wassernachfrage zu decken. Daher werden zunehmend Wasserressourcen abseits des natürlichen Kreislaufes in Anspruch genommen.

S (Social):
Die generell ungleiche Verteilung der weltweiten Wasserreserven weist ein deutliches Gefälle zwischen entwickelter Welt und Entwicklungsländern auf. Eine immer höhere Wasserverwendung bei gleichzeitig verringertem Angebot führt zu immer höheren Preisen. Weiters besteht die mögliche Gefahr von sozialen Konflikten aufgrund von Wasserknappheit.

G (Governance):
Die regionale oder nationale Wasserversorgung ist teils staatlich und teils privatwirtschaftlich organisiert. Private Wasserversorgung unterliegt regelmäßig der Kritik eines „Geschäftemachens“ mit dem Menschenrecht des Zugangs zu sauberem Trinkwasser. Fazit: Raiffeisen Capital Management setzt in vielen Einzelthemen auf den Megatrend Wasser. Dazu zählen Titel in den Bereichen Wasserversorgung, Abwasser, und Wasseranalyse.