Modernisierung, Urbanisierung und der verbesserte Zugang zu Bildung und Medizin haben unsere demografischen Strukturen in den letzten 100 bis 150 Jahren massiv verändert. Während auf der einen Seite der medizinische Fortschritt und ein stärkeres Bewusstsein für Ernährung die Menschen im globalen Norden durchschnittlich immer älter werden lassen und gleichzeitig auch die Geburtenraten sinken, wächst im globalen Süden, vor allem in Subsahara-Afrika, die Bevölkerung in rasantem Tempo weiter. Denn Afrika befindet sich gerade im sogenannten demografischen Übergang. Dieser ist charakterisiert durch eine bereits niedrigere Sterberate aufgrund besserer Gesundheitsversorgung einerseits und eine noch hohe Geburtenrate andererseits.
Mag. (FH) Dieter Aigner
Geschäftsführer der Raiffeisen KAG,
zuständig für Fondsmanagement und Nachhaltigkeit

Während in den entwickelten Ländern staatliche Pensionssysteme zu kollabieren drohen und Pflegesysteme an ihre Grenzen stoßen, verursacht das schnelle Bevölkerungswachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern eine Reihe anderer sozialer Probleme: Versorgungsengpässe, fehlende Arbeitsplätze und Perspektivenlosigkeit, um nur einige wenige zu nennen. Das setzt vor allem junge Menschen unter Auswanderungsdruck – mit starken globalen Migrationsbewegungen als Folge. Hier wie dort braucht es für eine nachhaltige Entwicklung gebildete Gesellschaften, die in der Lage sind, diese großen Herausforderungen anzugehen und zu stemmen. Die UNESCO hat Bildung zwar als ein Menschenrecht deklariert, doch die Realität sieht anders aus: Zwar ist in den meisten entwickelten Staaten die Schulpflicht für Kinder in den Grundgesetzen verankert, in vielen armen Ländern der Welt ist das jedoch nicht der Fall. So werden Millionen von Kindern ihrer Chancen beraubt – vor allem Mädchen. Covid-19 wird diesen Trend noch verstärken, denn viele Kinder werden nach der Pandemie wohl nicht mehr in die Schule zurückkehren.
Vielleicht fragen Sie sich gerade, was das alles mit Investmentfonds zu tun hat. Wie können Investoren beispielsweise staatliche Bildungsmaßnahmen vorantreiben? Als Fondsmanager stehen wir täglich vor der Entscheidung, wie wir das von den Anlegerinnen und Anlegern zur Verfügung gestellte Kapital nachhaltig und Ertrag bringend veranlagen können. Beim Thema Bildung kommen für uns – abseits der börsennotierten Unternehmen – auch Entwicklungsbanken und Staaten für ein Investment infrage. Doch um Wirkung zu erzielen, die sich messen lässt, bräuchten wir in diesem Zusammenhang mehr Social Bonds. Also Anleihen, die beispielsweise von staatlichen Institutionen begeben werden und mit denen ganz konkret sozial relevante Projekte wie etwa der Bau von Bildungseinrichtungen, Studienlehrgänge oder Ähnliches finanziert werden. An den Kapitalmärkten werden tagtäglich Milliarden veranlagt. Um dieses Geld in die richtigen Bahnen zu lenken, helfen vertrauenswürdige Instrumente. Mit Social Bonds ließe sich hier viel bewegen.
Erfahren Sie mehr in unserem Nachhaltigkeitsmagazin NACHHALTIG INVESTIEREN – Ausgabe 31 zum Thema Demografischer Wandel.