Zum Thema: Fast Fashion

Möglichst viel Kleidung möglichst schnell an möglichst viele Leute zu verkaufen, ist das Kerngeschäft der großen Textilunternehmen. Dieses Geschäftsmodell der Fast Fashion hat fatale Folgen für Mensch, Tier und Umwelt. Denn die Kleidungsstücke werden oft unter katastrophalen Arbeitsbedingungen und hohem Chemikalieneinsatz gefertigt. Das Mikroplastik, das beim Waschen von Polyester – der am häufigsten eingesetzten Textilfaser – aus den Kleidern, Hemden oder Fleece-Pullovern geschwemmt wird, landet in unseren Gewässern und auf unseren Feldern. Berge an Kleidungsmüll türmen sich auf illegalen Mülldeponien, vor allem in den wirtschaftlich ärmeren Ländern.

Mag. (FH) Dieter Aigner
Geschäftsführer der Raiffeisen KAG,
zuständig für Fondsmanagement und Nachhaltigkeit

Mag. (FH) Dieter Aigner

Den Konsumentinnen und Konsumenten der billig hergestellten Waren ist oft gar nicht bewusst, welche destruktiven Systeme sie durch ihr Kaufverhalten fördern. Im Gegenteil, durch das Greenwashing einiger der ganz großen Handelsketten sind sie oft sogar der Meinung, die richtigen Initiativen zu unterstützen.

Deshalb ist es wichtig, hier einerseits Aufklärungsarbeit zu leisten und andererseits die Textilunternehmen zum Umdenken zu bewegen und Druck auszuüben. Da das über finanzielle Mittel oft am besten gelingt, sind wir Investoren gefragt, mitzuwirken. Wir können Kapitalflüsse umleiten und dort investieren, wo Existenzlöhne gezahlt und Umweltstandards eingehalten werden. Gleichzeitig haben wir die Möglichkeit und auch die Pflicht, im Zuge von Engagements und bei Aktionärsversammlungen Fragen zu stellen und Aktivitäten, die auf Greenwashing oder Missstände in den Lieferketten hindeuten, zu kritisieren.

Doch eines ist auch klar: Verantwortungsvolle Investoren werden die vielschichtigen Probleme, die Fast Fashion verursacht und die alle ESG-Kriterien gleichermaßen betreffen, mit Sicherheit nicht alleine lösen können. Um hier nachhaltige Strukturen zu schaffen, braucht es den Willen und das Zusammenwirken aller beteiligten Interessengruppen. In erster Linie braucht es die Politik, um notwendige Gesetze auf die Straße zu bringen. Es braucht die Wissenschaft, die die Forschung zu alternativen Fasern beziehungsweise deren besserer Verwertbarkeit vorantreibt. Es braucht die Medien, die Bewusstsein schaffen. Es braucht Konsumentinnen und Konsumenten, die nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Nachhaltigkeit von Kleidung achten. Und natürlich bräuchte es vor allem auch den Handel und die Unternehmen selbst, die dieses System nicht mehr wollen.

Fakt ist: Von so einem Zusammenwirken sind wir noch weit entfernt. Derzeit werden mehr als 90 Prozent unserer Kleidung in Billiglohnländern wie Bangladesch, Indien und China angefertigt. Arbeits- und Umweltschutz werden großflächig ignoriert. Giftige Chemikalien gelangen in Flüsse und verseuchen das Trinkwasser von Millionen Menschen und Tieren. Das ist der eigentliche Preis, den wir für ein T-Shirt zahlen, das am anderen Ende der Welt produziert wird und bei uns um 3,50 Euro im Doppelpack in der Wühlkiste landet.

Erfahren Sie mehr in unserem Nachhaltigkeitsmagazin NACHHALTIG INVESTIEREN – Ausgabe 30 zum Thema Fast Fashion.